Kurze Ballkleider Nähen
26. Dezember 2016 von Diana von Kopp | 3 Lesermeinungen
Es gibt Menschen, die möchte man sofort zum Freund haben. Kira aus Stuttgart ist so ein Mensch. Die Medizinstudentin ist strahlend hübsch. Wir treffen uns an einem Samstagnachmittag zum Backen. Die Organisation, die uns zusammenbrachte heißt „über den Tellerrand kochen.“ Beheimatet ist diese Initiative in Berlin, mittlerweile gibt es sie in 27 Städten. Das Prinzip dahinter ist einfach, man trifft sich am Küchentisch. Redet, backt, kocht und isst zusammen. Im Sommer gerne auch im Freien, zum Picknicken oder Grillen. Mieko, die Dokumentarfilmerin aus Japan, findet die weltoffene und herzliche Atmosphäre „wahnsinnig inspirierend“. Eben hat sie Abdul kennengelernt, einen Designer aus Syrien. Auf einem Smartphone zeigt er uns seine Entwürfe: üppig verzierte bodenlange Ballkleider. Sprich, alltagsuntauglich, ich lobe sie trotzdem und Mieko lacht. Die Japanerin macht gerade einen Nähkurs, Abdul näht auf einer japanischen Nähmaschine. Seit er hier lebt, hat er schon etliche Aufträge bekommen, für kurze, enge Kleider. Vielleicht doch was für mich? Neben uns am Tisch knetet ein Typ dermaßen engagiert Teigbälle, dass ich ihn frage ob er ein Bäcker sei. Befreiendes Lachen, nein, kein Bäcker, sondern Elektroingenieur, aus Syrien. Er liebe es zu Backen und zu Kochen, deswegen komme er regelmäßig her. Den Koch lerne ich wenig später kennen. Ein Großstadthipster, gekocht hat er einst im Hotel Vierjahreszeiten in Damaskus. Sterneküche gibt es freilich nicht bei „über den Tellerrand“, dafür viel Inspiration. Wer will, der kocht, wer nicht kochen will, netzwerkt. “Hier treffe ich Freunde, Gleichgesinnte, kann mich austauschen” – das sagen einhellig alle, mit denen man hier ins Gespräch kommt. Manche finden sogar einen Job. Kamal zum Beispiel, ein junger Kommunikationsdesigner aus dem Iran, arbeitet demnächst bei SAP. Sein Chef ist auch da, mit zwei kleinen Töchtern, die Teig ausstechen und mit buntem Dekor verzieren.
In Heidelberg sind es vor allem junge Männer, die an den Events teilnehmen, „das hat sich so ergeben“, so die Gründerin Anna Matzenauer. Für viele seien die regelmäßigen Begegnungen eine Art Familienersatztreffen. Der 19 jährige Yasin aus Afghanistan strahlt, wenn er von „Frau Anna“ spricht. Er schätzt sich glücklich, weil er von ihr eingeladen worden ist. Er, der vor gut einem Jahr als Analphabet kam, unterhält sich mit mir auf Deutsch. Ich erzähle ihm von meinem Umzug als 21jährige von München nach Mainz, wo ich niemanden kannte, bis ich die gleichaltrige Fariha kennenlernte und sie mich zu ihrer Familie, Eltern und vier Geschwister, nach Hause einlud. Wo ich Schwarztee mit Kardamom probierte und Essen, das ich nicht kannte, das mir aber mit der Zeit immer besser schmeckte. Wie sehr ich diese afghanische Familie lieben lernte und sie mich. Yasins Gesicht hellt sich zunehmend auf, wir reden über Familienfeste, auf denen kleine Kinder im Mittelpunkt stehen und hemmungslos verwöhnt werden. Die Erinnerung daran treibt ihm unvermittelt Tränen in die Augen, die kleinen Schwestern und die Mutter sind noch auf der Flucht, wo, weiß er nicht. Ein Wechselbad auch für mich, hier liegen Traurigkeit, Mut und Hoffnung so dicht beieinander, dass es wehtut und froh zugleich macht. „Ich muss leben, ich muss“ wiederholt Yasin, wischt die Tränen ab und lächelt.
Natalie schwärmt von einem Konzert, das am Abend zuvor stattgefunden hat: Aeham Ahmad, der Pianist aus Damaskus, der schon mit Herbert Grönemeyer und Judith Holofernes auftrat. Saana und Karim verraten mir, dass er, wie sie beide auch, gebürtiger Palästinenser sei. Das Ärztepaar hat mit Anna´s Hilfe eine kleine Wohnung gefunden. Sie laden sie ein, um für sie zu kochen. Saana, die einst in einer eigenen Klinik praktizierte, erkrankte auf der Flucht an multipler Sklerose, trotz allem scherzen wir. Sind sich hier denn immer alle einig? Meistens, aber nicht immer. Natalie, die Deutsche mit dem arabischen Vater, die zwischen mir und Saana übersetzt, wirft energisch die langen dunklen Locken zurück. Warum sie nicht verheiratet ist, wo sie doch schwanger sei, wollte Saana von ihr wissen. „Für die bin ich eine Muslima. Die verstehen einfach nicht, warum man mit seinem Freund ein Kind haben kann.“ Saana lächelt schüchtern, ihre blauen Augen ruhen groß und erwartungsvoll auf Natalie. Ja, sie werde heiraten, christlich, wenn das Kind da ist. Saana nickt erleichtert. Auch darum geht es hier, um kulturelle Annäherung.
„Die Menschen in Deutschland sind herzlich und nett“, höre ich einstimmig. Ich halte Ausschau nach Kira. Woher nimmt sie ihre Motivation, sich zu engagieren? Sie winkt ab. „Also, das ist doch selbstverständlich!“ In Argentinien, dort war sie für ein freiwilliges soziales Jahr, hätten die Menschen sie „super nett empfangen, obwohl sie kaum spanisch konnte“. Die Offenheit half ihr, anzukommen. Diese Erfahrung wolle sie weitergeben. „Gemeinsam Kochen macht doch auch jede Menge Spaß und bringt unterschiedlichste Leute zusammen. Wir alle vermitteln unsere Kultur übers Essen.“ Wir haben kaum Zeit zwei Sätze miteinander zu tauschen. Der Hipster aus Damaskus erkundigt sich, ob er das nächste Mal kochen darf. Klar! Er soll vorher mailen, was er alles braucht. Die Abende finanzieren sich aus Spenden, jeder gibt was er kann, auch die Geflüchteten spenden. Die meisten haben einen Beruf und in ihrem Heimatland gutes Geld verdient, erklärt Kira. Unterstützung bräuchten sie vor allem bei Behördengängen. Auch darum kümmere sich das Team. Aber eines sei ihr noch wichtig zu betonen: „Ich bekomme hier soviel mehr zurück, als ich gebe.“ Mittlerweile sind die ersten Kekse gebacken. Es duftet nach Vanille, Datteln, Anis und geröstetem Sesam. Irgendwie ging die Zeit rasend schnell vorbei. Beim nächsten Mal sollten wir einen Tee zusammen trinken, findet Mieko, die Japanerin, als sie mich beim Abschied umarmt. Das machen wir.
Namen wurden teilweise geändert
Das Buch:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/die-kunst-des-klugen-essens/978-3-446-44875-9/
Kochen verbindet
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