Kleid Gestreift Marc O Polo
Was früher keinen störte, ist heute nur noch beschämend: Teil des Umschlags des 1907 erschienenen Kinderbuchs «Zehn kleine Negerlein».
Vor fast zwanzig Jahren stand ich als Biologielehrerin vor einer Klasse und erklärte irgendeinen komplexen Mechanismus. Welchen, weiss ich nicht mehr und es tut auch nichts zur Sache. Ich probierte, meine Ausführungen mit einem Beispiel zu veranschaulichen. Wenig Kapieren bei den Kids, viel Staunen. Noch ein Beispiel. Bisschen mehr Kapieren, Bisschen weniger Staunen. Dieses Spielchen spielten wir für eine Weile, bis ich sagte: «Gut, und so könnten wir nun bis zur Vergasung weiter machen.»
Ich kann nicht beschreiben, wie heftig die Welle aus Scham war, die über mir zusammenschlug, als ich just vor einer Klasse mehr oder minder ungnädiger 16-Jähriger erkannte, wie unsäglich daneben diese Redewendung ist. Ich war damit aufgewachsen, ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden. Aber diese Kids stammten aus einer anderen Generation. Und sie hatten mit ihrer Empörung über mich so was von Recht.
Diese Geschichte kommt mir bis heute immer siedend heiss in den Sinn, wenn es wieder mal darum geht, was man noch sagen darf. Wie die meisten Leute hinke ich in Sachen Political Correctness hinter den jüngeren Generationen her. Was geht und was nicht, hat sich schliesslich immens gewandelt in den letzten vierzig Jahren.
Das Lied «Negeraufstand ist in Kuba» gehörte in den Siebzigern so natürlich zu unserem Liederschatz, wie «Herr Hitler kam geflogen auf einem Fass Benzin». Letzteres kennt heute kaum mehr jemand und Ersteres wurde in den Neunzigern rituell aus den Singbüchern der Pfadi gerissen und verbannt.
Und nun also will der Thienemann Verlag zum 90. Geburtstags von Ottfried Preussler in seinen Kinderbuchklassikern rassistische Begriffe ausmerzen, zum Beispiel das Wort «Negerlein» in «Die kleine Hexe». Meine erste Reaktion war ähnlich, wie die der deutschen Feuilletonisten: Also bitte, man kann es auch übertreiben.
Ich warte nur darauf, dass auf Spielplätzen bald steht, man dürfe sie nicht mit Unter-Dreijährigen betreten, da der Sandhaufen verschluckbare Kleinteilchen enthält und dass unsere Angst vor jeglichen Gefahren und falschen Worten uns vollends zu meinungs- und mutfreien Idioten macht.
Aber beim zweiten Hindenken finde ich es mehr als logisch, die Klassiker dem heutigen Verständnis von menschlichem Umgang anzupassen. Verloren geht dabei nichts. Ausser die antiquierte Respektlosigkeit, die damals vielleicht nicht als solche erschienen sein mag. Aber es ist eben nicht mehr damals.
Und trotzdem: So simpel ist Umdenken nicht, dass es reicht, ein paar Worte auszumerzen oder zu ersetzen. Wenn dieser Vorgang rein kopflastig vonstatten geht, wandern sie einfach in die Heimlichkeit ab. Es wird zu einem Vergnügen der ganz besonderen Art, sich hinter vorgehaltener Hand unkorrekte Witze zu erzählen. Und wie Kinder im «Fudigaggialter» Worte zwanghaft aussprechen müssen, so scheint es diversen Politikern im Moment nicht anders zu ergehen: Sie müssen die aus Kinderbüchern und -vokabular entfernten Worte in ihrer Wirkung testen, zum Beispiel auf Twitter.
Und wie Kinder meinen sie, es reiche, dann einfach «sorry» zu sagen und sich von den Kumpels dafür bewundern zulassen, dass sie so mutig waren: «Ganz unter uns, gell, das gehörte mal gesagt, es traut sich halt nur leider keiner mehr heutzutage.»
Solange es all diese Zwickys gibt, reicht es nicht, unseren Kindern diese Worte wegzunehmen. Aber es ist ein Anfang.
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