Kleider Damen Viskose
Die Designerin Aleksandra Dojcinovic aus Zagreb präsentiert ihre Mode in Stuttgart auf dem Killesberg. Auch wenn Sie bisher nicht die Titel der internationalen Zeitschriften füllt: Mit ihrem Label Leilou ist sie in ihrer Heimat Kroatien die Nummer eins.
Stuttgart – Warum kennt man diese Frau nicht von den Titelblättern bedeutender internationaler Modejournale? Eine blonde Schönheit, makellos, mit einem Gardemaß von 1,86 Metern. Um ein solches Model müsste man sich doch in den Modemetropolen wie Paris, Mailand oder New York gerissen haben. Die 33-jährige Aleksandra Dojcinovic lacht: Ja, sie habe viele Angebote gehabt, aber alle abgelehnt. „Immer mit dem Argument, eines Tages habe ich mein eigenes Label.“ Denn mit 15 Jahren habe sie schon angefangen, ihre Garderobe selbst zu nähen, und mit 25 hatte sie prompt ihr großes Ziel erreicht: nicht nur eigene Kollektionen unter dem Label Leilou zu kreieren, sondern auch eine eigene Produktion im heimischen Kroatien zu gründen.
Ihr kroatischer Name, anderswo ein Zungenbrecher, sei dafür nicht geeignet, wurde ihr geraten. „Da ist mir der Begriff Leilou spontan eingefallen“, erzählt sie. Damit ist sie in ihrer Heimat die Nummer eins unter den Modemachern. Dort hat sie eigene Läden in Zagreb und Split, dort zieren ihre Entwürfe die Titelblätter der Modezeitschriften, die Stars des Landes von Bühne und Showbiz tragen ihre Mode, ihre Modenschau eröffnet die alljährliche Modewoche in Zagreb, und dort wurde sie 2011 zur Frau des Jahres ernannt.
Nun kam sie auf Stippvisite nach Stuttgart. Denn hier bietet eine Freundin und Landsmännin, Marija Valentic, in ihrer Boutique am Killesberg die Leilou-Kollektionen seit einem Jahr exklusiv an. Warum gerade Stuttgart? Waren andere Städte wie Berlin, Düsseldorf und München nicht interessanter? Sie habe in ihrem Geschäft in Zagreb immer wieder Kundinnen aus Deutschland kennengelernt, erzählt sie. „Die meisten kamen aus Stuttgart und Umgebung und klagten darüber, dass es dort Leilou-Mode nicht gebe.“
Den Damen konnte geholfen werden. Diese Entscheidung traf die clevere Unternehmerin natürlich erst nach gründlichen Recherchen über die wirtschaftliche Situation der Stadt und die Kaufkraft ihrer Bewohner. Mit dem Standort Killesberg dürfte sie ins Schwarze getroffen haben. Denn hier geben sich seit einem Jahr nicht nur viele in Deutschland lebende Kroatinnen die Klinke in die Hand, auch die Damen in dieser noblen Halbhöhenlage sind die richtige Klientel. Obwohl man für diese Mode nicht annähernd so viel investieren muss wie für die üblichen Luxus-Marken. Die teuersten Modelle kosten rund 300 Euro.
Gerade kommt eine Kundin in den Laden, soeben zurückgekehrt aus Amerika. „Meine Freundin war begeistert“, sprudelt sie los. Denn dieser Freundin in den USA hat sie ein Leilou-Kleid, passgenau für sie angefertigt, aus Stuttgart mitgebracht.
Absolut feminin, ist das erste Stichwort, das einem zu Leilou-Modellen einfällt. Aleksandra Dojcinovic ist eine Meisterin der Kleider, was sie selbst am besten vorführt: In einem grünen Tupfenkleid, sehr figurbetont, mit weit schwingendem Rock, bodenlang, und tiefem Dekolleté. Sie hat eine Ausbildung als Textilingenieurin absolviert und das technische Know-how für den Umgang mit Stoffen, Schnitten und der Verarbeitung ist ihrer Mode anzusehen. „Ich verwende nur hochwertige Materialien, die sich angenehm anfühlen“, sagt sie. Wie die schwer fallende Viskose, die sich anschmiegt und doch jede Bewegung der Trägerin mit dem glamourösen Schwung des großen Auftritts unterstreicht. Denn die Designerin liebt die fließende Linie. Mal ganz schlicht, allein wirkend durch den perfekten Schnitt, dann wieder mit Volants verziert oder raffiniert gerafft. Das Spiel mit den Rocklängen, vorne kniekurz und hinten tiefer ausschwingend, setzt weitere reizvolle Akzente.
Andere Kleider sind wie Skulpturen: figurbetont, wie auf den Leib gemeißelt, elegant und sexy zugleich. Hinreißend in sommerlichem Weiß, unwiderstehlich in Schwarz. Und noch mehr ein Hingucker durch großzügige Volants, die dank einer Polsterung mit Schaumstoff das Skulpturale noch unterstreichen oder wie Kaskaden herabrieseln. Kostbare Spitze in Schwarz oder Hautfarben lässt sie einfach durch das Material wirken. Aber die Designerin liebt auch kräftige Farben wie Rot, Mintgrün oder Violett.
Keine Frage: Aleksandra Dojcinovic, die „nie Jeans trägt“, ist selbst das beste Model für ihre Mode. Es ist ihr Stil: glamourös und für einiges Auffallen sorgend. Was natürlich mit der größten Selbstverständlichkeit getragen werden muss.
„Viele Damen meinen, man müsse die absolut perfekte Figur für diese Kleider und obendrein noch den richtigen Anlass dafür haben“, berichtet Boutique-Besitzerin Marija Valentic. An Anlässen dürfte es diesen Kundinnen nicht fehlen, außerdem ist die Designerin der Ansicht, dass ihre Kleider für alle Gelegenheiten passen. Unkompliziert, leicht zu variieren und ideal für Reisen. Und für die Etui-Kleider gibt es ja jene Dessous, die ein paar Kilos zu viel wegmogeln, wie Jane Fonda kürzlich bekannte.
Auf die Frage nach dem Privatleben lächelt die Schöne unergründlich: „Keine Zeit.“ Sie sei viel auf Reisen, ihre Mode mache beispielsweise bereits in London, Irland, Schottland, Dubai, Zypern und Griechen-land Furore. Sie produziert eigene Accessoires wie Taschen und Gürtel, hat für die britische Marke Dr. Martens eine limitierte Stiefel-Kollektion entworfen und trägt Verantwortung für 150 Mitarbeiterinnen.
Aleksandra Dojcinovic erlebte als Kind und Teenager den Balkankrieg, der auch in ihrer Heimatstadt Zagreb tobte. Das ist kein Thema mehr: Sie schaut nach vorne, nutzt die Chancen, die der Beitritt Kroatiens 2013 zur EU eröffnet hat, will die internationale Modewelt erobern und sagt: „Stillstand ist für mich Rückschritt.“
Und wir denken bei Kroatien künftig auch immer an Mode.
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