Partykleider Weis
Die bunten Wirbelmuster müssen an diesem Tag einem schwarzen Hosenanzug weichen. Es ist Ende Februar, die Mailänder Modewoche neigt sich dem Ende zu, und Laudomia Pucci empfängt zum Interview im Emilio-Pucci-Showroom.
Ihr Outfit ist dezent, nur ein fuchsiafarbener Schal leuchtet aus dem Blazerkragen hervor, ein knalliger Effekt wie ein roter Lippenstift auf einem Porzellanteint. „Alles Pucci“, versichert sie. Sie trage oft die markentypischen gemusterten Tücher, Kleider und Blusen. „Aber ich kann ja nicht jeden Tag von Kopf bis Fuß bedruckt sein.“ In der Modewelt zieht ihr Nachname ohnehin mehr Aufmerksamkeit auf sich, als jeder Print es könnte.
Laudomia Pucci di Barsento ist die Tochter von Emilio Pucci, jenem Florentiner Marquis, der in den 50er- und 60er-Jahren das Lebensgefühl einer kleinen, privilegierten und ständig reisenden Spaßgesellschaft namens Jetset durch Mode ausdrückte: luftig geschnittene Jerseykleider, Palazzo-Hosen und Seidenblusen, bedruckt mit flirrenden, kaleidoskopischen Mustern in Farben von Türkis bis Pink und Orange.
Pucci starb 1992, und dass sich sein Label heute noch erfolgreich auf dem Mailänder Modeparkett behauptet, ist seiner Tochter zu verdanken. Die hätte lieber etwas anderes mit ihrem Leben angefangen – nahm aber dennoch das Schicksal des Familienunternehmens in die Hand, als ihr Vater es nicht mehr konnte.
Sie hat dafür gesorgt, dass der Jetset im Jahr 2015 immer noch in Pucci von Cannes nach Marrakesch saust. Das Label gehört zu den Lieblingen von Red-Carpet-erprobten Schauspielerinnen, die Society-Fee Poppy Delevingne heiratete 2014 in einem Pucci-Keid. Laudomia Pucci organisiert zudem regelmäßig Kooperationen mit Marken wie Ladurée, Kartell oder aktuell dem Label für Bademode Orlebar Brown.
Mit freundlich-distanziertem Lächeln, die brünetten Haare fallen in weichen Wellen nach hinten, setzt sie sich an einen cremefarbenen Tisch inmitten des cremefarbenen Showrooms. Oft beginnt sie einen Satz auf Italienisch und beendet ihn auf Englisch. Offiziell lautet ihr Titel „Image Director“. Man könnte vermuten, ihre Aufgabe bestehe darin, als Florentiner Dame der Gesellschaft und Adlige die neuesten Entwürfe auf Partys vorzuführen und Journalisten den fast 600 Jahre alten Palazzo Pucci in Florenz zu zeigen. Aber die Geschäftsfrau muss schon lange niemandem mehr beweisen, dass sie mehr ist als die „Tochter von …“.
Die 54-Jährige ist gleichzeitig Vize-Präsidentin, war bereits einmal CEO der Firma und hat diese Position seit einem Jahr zum zweiten Mal inne. 33 Prozent des Unternehmens gehören noch ihrer Familie, den Rest besitzt seit dem Verkauf im Jahre 2000 der Konzern LVMH, zu dem Marken wie Louis Vuitton und Céline gehören. Den Deal hat Laudomia Pucci eingefädelt.
Vor 30 Jahren, die Tochter hatte gerade ihr Wirtschafts- und Politikstudium beendet, beschloss ihr Vater, wie ihre Zukunft aussehen würde. „Damals war ich sehr jung und hätte gern in der Politik gearbeitet. Aber es war sein Wunsch, dass ich sofort ins Unternehmen einsteigen sollte. Mein Vater war damals 70 Jahre alt, 47 Jahre älter als ich. Er gehörte einer anderen Generation an.“
Sie klingt nicht verbittert oder nachtragend. Im Gegenteil. „Wer weiß, vielleicht mache ich irgendwann doch etwas anderes“, sagt sie und lacht dabei so herzlich, dass man gleich weiß, wie wenig sie selbst daran glaubt. Groß geworden zwischen Models mit riesigen Hüten in wild gemusterten Outfits, war es für Pucci nur natürlich, dass all das ein Teil ihrer Welt bleiben würde.
Zumal in Italien der Stolz eines Modeunternehmens zu einem großen Teil darauf gründet, ob „la famiglia“ noch im Geschäft ist. Laudomia Pucci blieb in Florenz, anstatt in Washington einen Master zu machen. Sie sammelte Erfahrungen im Management, im Design, half bei den Anproben und schwitzte backstage bei den Modenschauen.
Diese Karriere unterbrach sie 1987 für ein zweijähriges Intermezzo bei Hubert de Givenchy. „Ich habe von Givenchy so viel gelernt. Auch von meinem Vater, er hatte eine unglaubliche Energie, er hat sich um alles gekümmert. Er ist gereist, hat die Anproben betreut, stand mit Stecknadeln beim Modell und hat Schulternähte abgesteckt.“
Nach Givenchy kehrte sie zu Pucci zurück, und schon sechs Monate später kam ihr Vater ins Krankenhaus. Er wurde nicht mehr gesund. „Also tat ich, was ich tun musste.“ Mit 28 Jahren übernahm sie die geschäftliche und kreative Leitung. Und Laudomia Pucci verstand schnell, dass allein ein Archiv voller Musterproben das Überleben der Marke nicht garantieren würde, ebenso wenig wie jene Anekdote über Marilyn Monroe, die in einem grünen Pucci-Kleid beerdigt wurde.
Die neue Chefin organisierte ein Relaunch der Marke, reformierte den Vertrieb, das Marketing. Pucci sollte auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig bleiben. Es war eine Herausforderung für die junge Frau, die in den 90er-Jahren auch noch ihren Bruder bei einem Autounfall verlor und gleichzeitig dabei war, eine Familie zu gründen.
Im Nachhinein empfinde sie es als Glück, dass sie so früh so viel Verantwortung habe übernehmen müssen. „Heute traut man den jungen Menschen in Italien wenig zu, man ermutigt sie nicht und gibt ihnen keine Gelegenheit, sich zu beweisen. Ich wurde ins kalte Wasser geschubst. Manche schwimmen, manche ertrinken. Aber man bekommt eine Chance.“
Der bedeutendste und höchst unitalienische Schritt in Richtung Zukunft war der Deal mit LVMH. „Wir Italiener reagieren normalerweise allergisch auf Manager“, sagt Pucci. „Aber ich habe eine klare Entscheidung für die Zukunft der Marke mit einer großen Gruppe getroffen. Mit ihr haben wir ein neues Geschäftsmodell geschaffen, das zwischen einer Konzern- und einer Familienstruktur liegt.“
Das riesige Netzwerk und die Ressourcen einerseits. Den familiären Zusammenhalt und das Bewusstsein für das Markenerbe andererseits. „The best of both“, so formuliert es Pucci. Im Jahr des Verkaufs verzeichnete das Label einen Jahresumsatz von sieben Millionen Dollar. 2013 waren es über 85 Millionen Euro. „Ehrlich gesagt, hätte ich mir nie vorstellen können, dass wir einmal so weit kommen würden. Vielleicht war das mein Glück.“
Nach dem Einstieg von LVMH wurden erstmals Chefdesigner engagiert, die nicht zur Familie gehörten. Der erfolgreichste von ihnen war Peter Dundas. Von 2009 an entwarf der Norweger die Kollektionen, machte Pucci zum Spezialisten für tief ausgeschnittene Hippie-Roben und glitzernde Partykleider. Die kreative Ausrichtung des Labels ist zur Zeit ein eher delikates Thema.
Am Abend vor dem Interview mit Laudomia Pucci hat Peter Dundas seine letzte Kollektion für das Haus gezeigt. Viel war im Vorhinein über seinen Abgang spekuliert, nichts von offizieller Seite bestätigt worden. Und doch wusste jeder Bescheid.
Spätestens, als man auf der Einladung die Notiz „In Dankbarkeit an Peter Dundas“ las, und allerspätestens, als Dundas für die finale Verbeugung nach der Show mit seinem gesamten Team auf den Laufsteg trat. Aber selbst Tage nach dieser offensichtlichen Abschiedsshow gab man sich bei der Marke geheimnisvoll. Man wolle „weder bestätigen, noch verneinen“.
Auch Laudomia Pucci verliert vorerst kein Wort über die Modenschau. Im Showroom hängen Dundas’ frisch präsentierte Entwürfe für die kommende Herbst-Winter-Saison ordentlich aufgereiht auf glänzenden Kleiderstangen: Paillettenkleider mit schwarz-weißen Op-Art-Mustern, Samtanzüge und ein Cape mit Sternzeichen-Stickereien.
Pucci jedoch möchte am liebsten über die neue Kollektion aus Strandmode für Orlebar Brown sprechen. Lang und ausführlich erzählt sie von dem Projekt, als wolle sie jene Fragen hinauszögern, von denen sie ahnt, dass sie kommen werden.
„Wir sprechen weder von einer letzten noch von einer ersten Kollektion“, wirft sie brüsk ein, als die Worte „Peter Dundas“ und „letzte Kollektion“ in einer Frage zusammen fallen. Sie wolle keine Kommentare zum Weggang von Dundas abgeben. „Ich glaube, die Kollektion, die wir gestern gesehen haben, war wunderschön. Let’s honor that one.“
Der Nachfolger von Dundas steht inzwischen fest, auch wenn sein Name ebenfalls erst durch Gerüchte verbreitet und sehr viel später durch eine offizielle Mitteilung bestätigt wurde. Massimo Giorgetti, ein Jungdesigner aus Rimini, der mit seinem eigenen Label MSGM neue Hoffnung in den italienischen Modenachwuchs geweckt hat.
Mitte Juni wird er auf der Männermodemesse Pitti Uomo in Florenz mit einer kleinen Kollektion einen Vorgeschmack auf seine Vision für Pucci geben. Jünger und alltagstauglicher dürfte die Mode werden, so die Erwartungen. Laudomia Pucci sagt zu all dem nur: „Es wird keine Revolutionen geben.“
Sicher ist, dass auch sie in diesem neuen Kapitel eine tragende Rolle spielen wird. Pucci hat zwei Töchter und einen Sohn. Sie scheint sehr erleichtert darüber, dass durch die Partnerschaft mit LVMH die Verantwortung nicht allein auf ihre Kinder fällt. „Meine Kinder werden die Wahl haben, ob sie in der Firma bleiben möchten oder nicht. Darüber bin ich sehr froh. Niemand wird sie zwingen.“ Ihre Geschichte wird sich also nicht wiederholen? „Nun ich wurde gezwungen. Aber es ist gut für mich ausgegangen“, sagt Pucci und lächelt mild.
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