Abendkleid Cocktailkleid Karlsruhe
Maren Ade
Jede Frau kennt diese Situation: Gleich kommen die Gäste, alles ist fertig. Ein letzter Blick in den Spiegel. Und die Erkenntnis: das falsche Kleid. Zu kurz. Zu bunt. Also will sich Ines, die Unternehmensberaterin, wieder herausschälen aus ihrem Etuikleid, bleibt aber stecken. Es klingelt. Ines kämpft verzweifelt. Es klingelt ein zweites Mal. Sie reißt sich den Stoff vom Leib. Auf dem Bett die anderen Kleider, keins davon kommt auch nur annähernd infrage. Und draußen vor der Tür die Gäste. Also öffnet sie ohne Kleid. Nackt.
Eine groteske Szene. Zum Lachen und zum Fremdschämen. Der Film “Toni Erdmann” der Berliner Regisseurin Maren Ade spielt mit den Zuschauern und deren Erwartungen. Eine großartige Komödie, gefeiert und bewundert, was aber vermutlich daran liegt, dass der Film in Wahrheit auch ein großes Drama ist. So überraschend und genau, so absurd und klug, wie es schon lange keinem deutschen Film mehr gelungen ist. Am 14. Juli kommt “Toni Erdmann” in die deutschen Kinos.
Als der Film in Cannes Mitte Mai Premiere hatte, gab es am Ende Ovationen. Und Maren Ade, 39, stand auf der Bühne des Festivalpalasts und machte den Eindruck, als ob auch sie ziemlich genau überlegt hatte, was sie anziehen sollte für diesen großen Tag auf dem roten Teppich. Ein langes Abendkleid wie eine Diva? Ein Cocktailkleid vielleicht, etwas frecher, etwas jünger?
Am Ende hatte sie sich für einen Damensmoking entschieden. Und dazu eine schwarze Bluse mit Stehkragen. Bloß nicht zu perfekt. Berliner Schule. Es geht viel um Masken und Verkleidungen in Ades Film, um die richtige Performance, darum, wer man ist und wer man sein will.
Vor sieben Jahren wurde schon einmal ein Film von ihr auf einem Festival gefeiert. Damals gewann “Alle Anderen” den Silbernen Bären auf der Berlinale, eine Tragikomödie über ein Liebespaar. Strahlend nahm sie den Preis entgegen und ließ sich, was blieb ihr anderes übrig, als die Frau feiern, die das deutsche Kino retten würde. Dann tat sie genau das, was sie damals angekündigt hatte: Sie verschwand so lange von der Bildfläche, bis sich kaum noch jemand an sie erinnerte und eigentlich niemand mehr etwas von ihr erwartete. Außer ihr selbst. Und bis sie zufrieden war mit ihrem neuen Film.
Ade mit den Schauspielern Peter Simonischek und Sandra Hüller in Cannes
“Toni Erdmann” erzählt die Geschichte der Unternehmensberaterin Ines, gespielt von Sandra Hüller, und ihrem Vater Winfried (Peter Simonischek), einem Musiklehrer. Es ist die Geschichte einer Entfremdung: Die Tochter lebt in Bukarest und kämpft um eine Versetzung nach Shanghai, der Vater sitzt in seinem Reihenhaus am Rand von Aachen. Als sein Hund stirbt, entschließt er sich zu einem Überraschungsbesuch in Rumänien.
Die Tochter reagiert mit angespannt-freundlicher Höflichkeit und integriert ihn, so gut es geht, in ihren Alltag. In zerknittertem Hemd und mit Stoffbeutel über der Schulter begleitet der Vater sie zum Empfang des amerikanischen Botschafters, wo er sofort ihrem wichtigsten Geschäftspartner ein peinliches Gespräch aufnötigt.
Als der Vater wieder abreist, sind beide frustriert. Wenige Tage später taucht Winfried plötzlich wieder auf. Er hat sich mit furchtbar falschen Zähnen und einer schlecht sitzenden Perücke verkleidet; er nennt sich jetzt Toni Erdmann und gibt sich als Coach und Berater aus. Die Tochter muss sein Spiel mitspielen, wenn sie nicht zugeben will, dass dieser seltsame Kerl ihr Vater ist.
Schon in der Antike waren Masken ein Mittel der Enthüllung, und so ist es auch hier. Plötzlich können sich Vater und Tochter Dinge sagen, die vorher nicht möglich waren. Je mehr sie spielen, desto mehr geben sie sich zu erkennen. Ihren authentischsten Moment hat Ines ausgerechnet bei einem Karaoke-Auftritt: Sandra Hüller singt da in einer Mischung aus Trotz, Wut und Verletzlichkeit Whitney Houstons “The Greatest Love of All”, eine Hymne auf die Liebe zu sich selbst.
Der Film ist wie jede Groteske eine Gratwanderung. Die Geschichte hätte auch komplett abstürzen können, wenn das Drehbuch, das Ade selbst geschrieben hat, nicht so genau wäre. Schon am Anfang erfährt man, dass der Vater ein Faible für Maskeraden hat, als er zur Verabschiedung eines ehemaligen Kollegen als Tod geschminkt in seiner Schule auftritt. Seine Tochter hat dieses schauspielerische Talent in ihre Businesswelt übertragen: Sie kann bei wichtigen Meetings hart performen, sie kann auch wunderbar vortäuschen, dass sie auf dem Handy angerufen wird, um ein Gespräch mit ihrem Chef abzukürzen. Sie muss schauspielern, um zu überleben in der Welt des globalen Kapitalismus.
Maren Ades Vater war wie der Vater im Film Lehrer und lebt nach wie vor in Karlsruhe. Er hat einen Miniauftritt in ihrem Film. “Eltern verraten viel über einen”, sagt Ade. “Man kann für sich ein ganz neues Image erfinden, aber das Elternhaus bleibt. Deshalb sind einem die eigenen Eltern manchmal peinlich.”
Es gibt keine Regeln dafür, wie ein guter Film entsteht. Maren Ade macht es mit Ausdauer, Gründlichkeit und Genauigkeit. “Die Suche nach Tonis Perücke ist ein gutes Beispiel dafür, wie ich arbeite”, sagt sie. Schon für das Casting hätten sie eine Perücke gehabt. “Ich dachte, eigentlich ist es die, aber sie sah in echt schon sehr trashig aus.” Also ließ sie ihren Hauptdarsteller Peter Simonischek noch hundert andere anprobieren, um dann das erste Modell in einer edleren Variante nachbauen zu lassen. Trotzdem hat sie bis zum ersten Drehtag immer wieder zwischen den Perücken gewechselt. Am Ende entschied sie sich für den Nachbau, bis Sandra Hüller nach den ersten Takes im Vorbeigehen sagte: “Ach, ich vermiss irgendwie die alte.” Scheiße, absolut richtig, habe sie in diesem Moment gedacht, erzählt Ade, und bei der Maske nach der trashigen Perücke vom Casting gefragt. Die Maskenbildnerin kannte Ade schon von “Alle Anderen” und zog das strubbelige Ding aus ihrer Tasche.
Mit dem Drehbuch für “Toni Erdmann” hat Maren Ade bereits 2010 begonnen. Sie habe am Anfang immer nur die Figuren im Kopf, die Handlung entwickle sie Stück für Stück. “Das ist ein Wust, da bin ich auch nicht so zielgenau.” Sie hat lange recherchiert, in Rumänien und bei Unternehmensberatungen. “Es geht nur so schnell, wie es geht”, sagt Ade. “Wenn ich mich beeile, wird’s schlechter.”
Filmemachen ist für sie ein Reifungsprozess. Um sich Pausen zu verschaffen, habe sie zwischendurch andere Filme in ihrer Firma “Komplizen Film” mitproduziert, oder sie gab Seminare. “Und ich habe versucht, nicht so viel Geld auszugeben.” Ende 2011 wurde Ades erster Sohn geboren. Gedreht hat sie schließlich im Sommer 2014. Monatelang war sie mit dem Team in Rumänien. Nach insgesamt 56 Drehtagen – schon die Hälfte gilt heute als komfortabel – hatte sie 120 Stunden Material zusammen.
Szene aus “Toni Erdmann”
“Ich führe nicht so ergebnisorientiert Regie”, sagt Ade. Sie kann sich das erlauben, weil sie ihre eigene Produzentin ist. Sie probiert immer verschiedene Tonlagen aus – mal lässt sie eine Szene leise spielen, mal aggressiv – und ist berüchtigt dafür, dass sie Szenen bis zu 40-mal wiederholen lässt. “Zum einen, weil ich daran glaube, dass man sonst nichts einfangen kann, zum anderen, weil ich manchmal wirklich nicht genau weiß, was das Richtige ist.” Eineinhalb Jahre hat sich die Regisseurin für die Postproduktion Zeit genommen. “Toni Erdmann” wurde erst wenige Tage vor Cannes fertig, und das lag am wenigsten daran, dass Ade Ende 2015 zum zweiten Mal Mutter geworden ist.
Für das Team ist Ades Methode extrem anstrengend, und ihr Anspruch, “immer im Moment zu sein”, ist nur zu leisten von Schauspielern, die das von Proben am Theater kennen. Bei “Alle Anderen” waren es die Schauspieler Lars Eidinger und Birgit Minichmayr, jetzt sind es Hüller und Simonischek, allesamt vielfach ausgezeichnete Bühnenstars. Auf die Frage, ob Sandra Hüller noch mal bei einem Ade-Film mitmachen würde, antwortet sie: “Es ist wie bei einer Geburt. Je weiter es zurückliegt, desto eher kann man sich vorstellen, es dann doch noch mal zu machen. Aber im ersten Moment denkt man, nein, nie wieder.”
Auch bei der Eröffnungsgala des Münchner Filmfests Ende Juni, bei der “Toni Erdmann” seine Deutschlandpremiere erlebt, gibt es nach 162 Minuten großen Applaus. Diesmal trägt Maren Ade eine schwarze Hose und eine schwarze, halb transparente Bluse, dazu schwarz-weiß-rote Espadrilles. München ist nicht Cannes. Sie bedankt sich stotternd und wenig euphorisch. Beinah hilflos, fast linkisch steht sie dort auf der Bühne, bis Peter Simonischek sich neben sie stellt und mit seinen 1,90 Metern schützend den Arm um sie legt. “Mein Ersatzpapa”, sagt sie und blickt zu ihm hoch.
Man kann sich in diesem Moment kaum vorstellen, wie sie ihn dazu gekriegt hat, seine Szenen immer und immer wieder neu zu spielen. Oder ihm sagt, dass sie das Material eines ganzen Drehtags wegschmeißt, weil das Timing nicht stimmt und er sich leider noch mal für ein paar Stunden im Kleiderschrank verstecken muss.
Maren Ade jedenfalls will jetzt erst mal wieder eine Zeit lang verschwinden.
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